Fragt mich nicht wielange es her ist, aber irgendwann sah
ich diesen post auf alex profil, ein typisches facebook gewinnspiel, wo ich bis
heute nich weiss wie ernst man selbige nehmen kann. Frei nach dem Motto ‚like
diese Seite und gewinne ein xy-Gutschein im Wert von..’ blablabla und so
weiter. Egal wie unrealistisch das dann auch ist, natuerlich liked man die
seite. In diesem speziellen Fall war es ‚Amy&Pink’ – hingegen meiner
ueblichen Verhaltensweise behielt ich diesen like aber bei, denn von Zeit zu
Zeit fanden sich dort doch immer mal wieder nette Artikel oder Fotos.. So ist
das auch geblieben – bis heute.
Vor ungefahr vier Wochen kam dann irgendwann der Post, dass
Amy&Pink neue Autoren sucht und ich dachte mir ‚Wieso auch nicht?’,
versuchen kann man es ja und ich hab hier in Moskau genug Zeit um vielleicht
einmal die Woche oder einmal im Monat irgendetwas nettes oder wenigstens
halbwegs interessantes zusammenzuschreiben. Gesagt, getan und innerhalb von 48
Stunden war ich probeweise Autor von Amy&Pink.
Meinen ersten Artikel schrieb ich ueber eine der Bands die
ich momentan jedem empfehle, egal welche Nationalitaet (und natuerlich will
hier keiner deutsche Bands hoeren) und welche gleichzeitig komischerweise
nichtmal die deutschsprachigen Leute hier kennen: Kraftklub.
HIER der Link zum Artikel.
Natuerlich habe ich nachdem der Artikel veroeffentlicht
wurde mit Kritik gerechnet, aber das war in diesem Fall wohl eher sachte
ausgedrueckt. Die Leute haben mich gehasst. Ja ich habe teilweise schlampig
recherchiert (laut mir sind kraftklub zu sechst – ups), jedoch waren ein Teil
der Kommentare einfach nur persoenliche Anfeindungen (‚Wenn Hipster ueber
Hipster laestern’, ‚Oha, fühlt sich da jemand auf den Schlips getreten, weil
die Jungs deinen Berlin-Lifestyle gedisst haben?’).
Aber aus Fehler lernt man. In den kommenden Tagen hab ich
also angefangen fleissig Amy&Pink Artikel zu lesen und mir gleichzeitig
auch die dazu gehoerenden Kommentare anzuschauen, um festzustellen: Das ging
nicht nur mir so. Soweit das Auge reicht, grossteils persoenliche Anfeindungen
oder unbegruendete bloede/gemeine Kommentare. Damit stand mein Vorsatz fuer den
naechsten Artikel fest: moeglichst objektiv und sachlich zu schreiben,
vielleicht informativ, zumindest jedoch einen Gedankenanstoss geben.
Aufgrund der vielen Mamis und werdenden Mamis in meinem
Umfeld entschied ich mich fuer das Thema ‚Kinder kriegen’ – Wann ist der
richtige Zeitpunkt? Ein Thema, das die meisten Leute etwas angeht, jedoch nicht
zu brisant ist (solang man nich gerade ungewollt schwanger, mit 13 zu Hause
sitzt). Abgabetermin Donnerstag.
Also opferte ich knapp zwei Stunden der wenigen Zeit die ich
hier mit Jasmin zusammen in Moskau hatte um selbigen Artikel zu schreiben.
Ich lese einmal Korrektur und noch ein weiteres Mal. Lese es
einmal laut Jasmin vor und lasse sie ebenfalls noch mal Korrektur lesen. Ich
muss zugeben, die urspruengliche Fassung bestand fast nur aus Fragen, aber es
ging darum, den Leuten einen Gedankenanstoss zu geben und nicht darum Ihnen zu
diktieren wann ich finde es sei der richtige Zeitpunkt, um Baelger in die Welt
zu setzen.
Anschliessend: Tagelanges warten, der Artikel ging nicht
online, gleichzeitig bekam ich aber auch keine Rueckmeldung vom Chefredakteur,
der ansonsten recht flott ist. Geschlagene sechs Tage spaeter, erhalte ich eine
Nachricht, dass mein Artikel zu viele offene Fragen enthaelt und ich mich mehr
auf die Antworten konzentrieren soll. Okay, kann ich mit leben, 24 Stunden
spaeter existiert eine neue Version in der ich die Fragen wenigstens versuche
zu beantworten. Ein Versuch die Ansichten einer kuerzlich gewordenen Mami mit
einzubringen, schlug leider aus zeitlichen Gruenden fehl, jedoch half mir
immerhin das statistische Bundesamt mit ein paar Zahlen weiter, sodass immerhin
nicht alles aus der Luft gegriffen ist.
Wieder das selbe Spiel, Artikel wegschicken und warten…
warten… warten… wieder passiert nichts, kein Artikel geht online, keine
Rueckmeldung. Nach weiteren sechs Tagen erhalte ich wieder eine Mail des
Chefredakteurs. (Was um mal kurz zum Punkt zu kommen der Grund fuer meinen Post
ist). Der Artikel wuerde ihm immer noch ganz gut gefallen, jedoch sei er zu
objektiv, Fakten wolle keiner haben, das Ende sei zu unspannend, ich solle doch
subjektiver schreiben, nur so wuerden sich die Leute heutzutage noch fuer etwas
interessieren.
Ich habe mein Ende dann noch ein weiteres Mal abgeandert und
versucht, dass sich wenigstens ein paar Leute angegriffen fuehlen und
postwendend irgendwelche Kommentare schreiben koennen. Jedoch frage ich mich,
was ist das denn noch? Wenn man den Rotz, den irgendeine 20-jaehrige
daherschreibt gegenueber dem Versuch einigermassen objektiv zu schreiben
bevorzugt?
Jasmin treffendes Kommentar: ‚Bildzeitung fuer Hipster’
Ich hatte und habe immer noch grossen Respekt gegenueber den
Leuten, die so ein riesen Ding wie Amy&Pink aufziehen, gegenueber allen
Autoren, Beteiligten und natuerlich auch den Chefredakteur Marcel. Aber um
welchen Preis bleibt man denn brisant, provokativ oder was auch immer? Um
selbst den geringstens Anteil an Information den ein Artikel moeglicherweise
noch enthaelt zu eliminieren?! Muss man um jeden Preis ‚polarisieren’
beziehungsweise mit Absicht irgendwelchen Leuten auf die Fuesse treten, damit
auch ja genug Kommentare und Reaktionen veroeffentlicht werden?
Ich weiss nicht, was ich dadrueber denken soll, ob ich
vielleicht uebertreibe oder mich ein klitzekleines bisschen angegriffen
fuehle. Jedoch irgendwie musst ichs mal loswerden und sollte letztendlich mein
bloeder Kinder-kriegen-Artikel noch veroeffentlicht werden, moechte ich, dass
hier aufm Blog wenigstens noch das Originalende vorzufinden ist.
Vielen Dank fuer die Aufmerksamkeit – oder so aehnlic.
P.S.: Nach dem zweiten durchlesen faellt mir auf: Meine alte
Deutschlehrerin, die liebe Frau Biesterfeldt wuerde die Haende ueber den Kopf
zusammenschlagen, wenn sie sehen wuerde wie ich hier zwischen verschiedenen
Zeiten hin und herspringe – tut mir leid!
Punktlandung
‚Es ist soweit, die
Fruchtblase ist geplatzt, sind jetzt auf dem Weg zum Krankenhaus.’ – Sonntag
Morgen um 4.30h bekomm ich diese SMS und keine 24 Stunden spaeter ist die
Mitarbeiterin meiner Eltern zum zweiten Mal Mutter. Aber nicht nur sie, von
allen Seiten hoere ich es, Schwangere und Verheiratete. Ich bin zwanzig und
fuehle mich immer noch wie 14. Familienplanung? Immer noch in weiter Ferne.
Doch von jetzt auf gleich ist das Thema gezwungenermassen auch in meinem Alltag
angekommen. Man beginnt sich zu fragen – was ist mit mir? Will ich heiraten?
Moechte ich Kinder? Und wenn ja bleibt immer noch die grosse Frage: Wann?
Man macht mit 19 oder 20
sein Abitur, erklaert sich zu einem FSJ bereit oder schaut sich die Welt an.
Beginnt mit 21 sein Studium, hat mit 24 seinen Bachelor, will noch den Master
machen und schon ist man 26.
Irgendwie muss man einen
Einstieg ins ‚richtige’ Berufsleben schaffen. Man absolviert Praktika, bekommt
vielleicht irgendwann einen befristeten Vertrag und beginnt auf einen
unbefristeten zu hoffen. Aber wie alt ist man dann? Vielleicht 28, vielleicht
aber auch aelter.
Auch wenn man eine
Ausbildung macht sieht es nicht viel besser aus. Schulabschluss mit 15 oder 16,
anschliessend ein wenig die Welt erkunden oder sich anderweitig die Zeit
vertreiben und spaeter eine Ausbildung beginnen. Mit 21 fertig sein, man hofft
darauf von seiner Firma uebernommen zu werden oder sucht eine neue Stelle. Man
hofft auf einen festen Arbeitsvertrag und vielleicht bekommt man auch einen, vielleicht
aber auch nicht.
Wo passt hier ein Kind rein?
Es gibt so viele Dinge zu bedenken: Ist man selbst reif genug um einen Menschen in die Welt zu setzten? Will man ueberhaupt den Rest seines Lebens mit diesem Partner verbringen? Wie organisiert man den Alltag mit einem Kind? Und wie finanziert man das alles?
Es gibt so viele Dinge zu bedenken: Ist man selbst reif genug um einen Menschen in die Welt zu setzten? Will man ueberhaupt den Rest seines Lebens mit diesem Partner verbringen? Wie organisiert man den Alltag mit einem Kind? Und wie finanziert man das alles?
Diese und viele andere
Fragen stellt man sich und eine eindeutige Antwort wird man wohl nicht
erhalten.
Gibt es also den richtigen
Zeitpunkt fuer ein Kind?
Gedanklich bin ich das alles
wieder und wieder durchgegangen. Rein vom Gefuehl her wuerde ich sagen eine
junge Mutter sein, waere das bessere Modell fuer mich, vor allen auch, da ich
nun im eigenen Bekanntenkreis feststelle, dass es scheinbar moeglich ist. Wenn
ich aber drueber nachdenke, wie es waere JETZT tatsaechlich zu erfahren, dass
ich neun Monaten Mama waere, wuerde das ganze wohl mehr einer Katastrope als
dem Wunder des Lebens gleichen.
Wie schafft man es zur
Universitaet zu gehen und gleichzeitig ein Kind gross zu ziehen – wie
finanziert man es? Mit BAföG? Haut man Mama und Papa zu Hause an?
Denke ich darueber nach was
meine Eltern so unbedacht daher gesagt haben, bin ich nicht sicher wie sich die
Situation bei mir gestalten wuerde. Mit dem ‚Wenn’s passiert, dann waers halt
so’ meiner Mutter kann ich meinen Frieden schliessen, aber das ‚Wenn du mir mit
’nem Balg nach Hause kommen wuerdest… Dadrueber brauchen wir jetzt ja wohl gar
nicht nachdenken?!’ meines Vaters zeigt wohl eindeutig, dass auch er solche
Gedankengaenge, mit Anfang zwanzig, fuer mehr als absurd haelt.
Wenn aber nicht waehrend der
Studienzeit, dann danach? Kann man es sich leisten, seinen gerade erst
muehevoll errungenen Job wieder an den Nagel zu haengen um fuer ein
Neugeborenes da zu sein? Was ist mit einem Wiedereinstieg in den Beruf und
wann? Ist es dann ueberhaupt noch moeglich?
Wenn man selbststaendig
ist, wie eine der Mamis in meinem
Freundeskreis, gestaltet sich die Problematik ein wenig anders.
Natuerlich herrscht auch
dort immer die Gefahr, dass sich die Kunden jemand anderes fuer die gleichen
Dienste suchen. Gleichzeitig stelle ich es mir aber auch leichter vor sich als
Selbststaendige fuer ein Kind zu entscheiden, da einem nicht staendig die Angst
im Nacken sitzt, dass es bald keinen Job mehr gibt zu dem man zurueck kehren kann.
Zudem hab ich es
mittlerweile nicht nur gelesen, sondern ebenfalls im Freundeskreis mitbekommen,
wie langwierig und nervenaufreibend es sein kann, einen festen Arbeitsvertrag
ergattern zu wollen. In monatlichen oder auch jaehrlichen Etappen wird man
hingehalten, stets in der Hoffnung, dass man nach Auslaufen des aktuellen
Vertrages nicht auf der Strasse sitzt, sondern mit einem festen Vertrag in der
Tasche am Schreibtisch.
Natuerlich kann man auch warten, bis die berufliche Situation gefestigt ist, man ein sicheres Einkommen hat und es auch moeglich ist zu einem spaeteren Zeitpunkt zurueck in den Job zu kehren. Aber, wie lange dauert das?
Was ist also wenn man
wirklich solange wartet mit dem eigenen Nachwuchs?
Geht man dann mit 35 oder
aelter gemeinsam mit seinem Mann oder Freund in den Geburtsvorbereitungskurs?
Wie alt sind dann dort die anderen werdenden Eltern? Steht man dann vielleicht
auf verlorenem Posten, als Mensch der sich zuerst fuer die Karriere und dann
fuer das Kind entschieden hat? Um einen herum nur junge Paare, deren aktuelles
Problem ist, dass der WG-Mitbewohner sich zu sehr in die Planung des
Kinderzimmers einmischt.
Mir kommt auch immer wieder
die Frage in den Kopf was sich aendert mit dem wachsenden Altersunterschied
zwischen Eltern und Kind. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Konflikt
zwischen Erziehungsberechtigtem und Kind beispielsweise in der Pubertaet weiter
verschaerft wird, weil der Lebensstil des eigenen Sprosses noch schlechter als
fuer juengeren Eltern nachvollziehbar ist. Gleichzeitig scheint mir die Idee,
das aeltere Eltern gelassener mit vielen Dingen umgehen, da sie ueber
entsprechende Lebenserfahrung verfuegen, ebenfalls realistisch.
Immerhin kann das Staat
handfeste Zahlen praesentieren, wann wir, zumindest statistisch gesehen, Eltern
und Ehepartner werden. Im Schnitt traten Maenner im Jahr 2010 mit 33,2 Jahren
vor den Traualtar, waehrend Frauen, dem gaengigen Klischee entsprechend ein
paar Jahre juenger als ihr Partner mit 30,3 Jahren heirateten. Laut Statistik
brachten verheiratete Frauen im selbigen Alter auch ihr erster Kind zur Welt,
unverheiratete Frauen waren mit im Schnitt 28,6 Jahren ein wenig juenger.
Aber was hilft einem im
solchen Fall die Statistik? Interessant zu wissen, aber einen Nutzen kann ich
zumindest daraus auch nicht ziehen. Schliesslich orientiere ich mich nicht mit
meiner Lebensplanung was das statistische Bundesamt zu Tage foerdert.
Ihr seht jedoch, es gibt
mehr Fragen als Antworten zu diesem Thema und genau das ist das knifflige wenn
man anfaengt ueber die Kinderthematik nachzudenken. Mit etwas Glueck findet man
fuer sich selbst einigermassen zufrieden stellende Antworten, jedoch gibt es
leider (oder vielleicht auch Gott sei Dank) keine universellen Antworten auf
all diese Fragen, sodass es auch kein richtig oder falsch gibt und jedem die
Freiheit bleibt, selbst zu entscheiden oder das Schicksal entscheiden zu
lassen, wann der richtige Zeitpunkt fuer ein Kind ist.
Quellen:
Originaltext vom 7.Juni 2012
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