Mittwoch, 7. August 2013



Fragt mich nicht wielange es her ist, aber irgendwann sah ich diesen post auf alex profil, ein typisches facebook gewinnspiel, wo ich bis heute nich weiss wie ernst man selbige nehmen kann. Frei nach dem Motto ‚like diese Seite und gewinne ein xy-Gutschein im Wert von..’ blablabla und so weiter. Egal wie unrealistisch das dann auch ist, natuerlich liked man die seite. In diesem speziellen Fall war es ‚Amy&Pink’ – hingegen meiner ueblichen Verhaltensweise behielt ich diesen like aber bei, denn von Zeit zu Zeit fanden sich dort doch immer mal wieder nette Artikel oder Fotos.. So ist das auch geblieben – bis heute.
Vor ungefahr vier Wochen kam dann irgendwann der Post, dass Amy&Pink neue Autoren sucht und ich dachte mir ‚Wieso auch nicht?’, versuchen kann man es ja und ich hab hier in Moskau genug Zeit um vielleicht einmal die Woche oder einmal im Monat irgendetwas nettes oder wenigstens halbwegs interessantes zusammenzuschreiben. Gesagt, getan und innerhalb von 48 Stunden war ich probeweise Autor von Amy&Pink.
Meinen ersten Artikel schrieb ich ueber eine der Bands die ich momentan jedem empfehle, egal welche Nationalitaet (und natuerlich will hier keiner deutsche Bands hoeren) und welche gleichzeitig komischerweise nichtmal die deutschsprachigen Leute hier kennen: Kraftklub.
HIER  der Link zum Artikel.
Natuerlich habe ich nachdem der Artikel veroeffentlicht wurde mit Kritik gerechnet, aber das war in diesem Fall wohl eher sachte ausgedrueckt. Die Leute haben mich gehasst. Ja ich habe teilweise schlampig recherchiert (laut mir sind kraftklub zu sechst – ups), jedoch waren ein Teil der Kommentare einfach nur persoenliche Anfeindungen (‚Wenn Hipster ueber Hipster laestern’, ‚Oha, fühlt sich da jemand auf den Schlips getreten, weil die Jungs deinen Berlin-Lifestyle gedisst haben?’).
Aber aus Fehler lernt man. In den kommenden Tagen hab ich also angefangen fleissig Amy&Pink Artikel zu lesen und mir gleichzeitig auch die dazu gehoerenden Kommentare anzuschauen, um festzustellen: Das ging nicht nur mir so. Soweit das Auge reicht, grossteils persoenliche Anfeindungen oder unbegruendete bloede/gemeine Kommentare. Damit stand mein Vorsatz fuer den naechsten Artikel fest: moeglichst objektiv und sachlich zu schreiben, vielleicht informativ, zumindest jedoch einen Gedankenanstoss geben.
Aufgrund der vielen Mamis und werdenden Mamis in meinem Umfeld entschied ich mich fuer das Thema ‚Kinder kriegen’ – Wann ist der richtige Zeitpunkt? Ein Thema, das die meisten Leute etwas angeht, jedoch nicht zu brisant ist (solang man nich gerade ungewollt schwanger, mit 13 zu Hause sitzt). Abgabetermin Donnerstag.
Also opferte ich knapp zwei Stunden der wenigen Zeit die ich hier mit Jasmin zusammen in Moskau hatte um selbigen Artikel zu schreiben.
Ich lese einmal Korrektur und noch ein weiteres Mal. Lese es einmal laut Jasmin vor und lasse sie ebenfalls noch mal Korrektur lesen. Ich muss zugeben, die urspruengliche Fassung bestand fast nur aus Fragen, aber es ging darum, den Leuten einen Gedankenanstoss zu geben und nicht darum Ihnen zu diktieren wann ich finde es sei der richtige Zeitpunkt, um Baelger in die Welt zu setzen.
Anschliessend: Tagelanges warten, der Artikel ging nicht online, gleichzeitig bekam ich aber auch keine Rueckmeldung vom Chefredakteur, der ansonsten recht flott ist. Geschlagene sechs Tage spaeter, erhalte ich eine Nachricht, dass mein Artikel zu viele offene Fragen enthaelt und ich mich mehr auf die Antworten konzentrieren soll. Okay, kann ich mit leben, 24 Stunden spaeter existiert eine neue Version in der ich die Fragen wenigstens versuche zu beantworten. Ein Versuch die Ansichten einer kuerzlich gewordenen Mami mit einzubringen, schlug leider aus zeitlichen Gruenden fehl, jedoch half mir immerhin das statistische Bundesamt mit ein paar Zahlen weiter, sodass immerhin nicht alles aus der Luft gegriffen ist.
Wieder das selbe Spiel, Artikel wegschicken und warten… warten… warten… wieder passiert nichts, kein Artikel geht online, keine Rueckmeldung. Nach weiteren sechs Tagen erhalte ich wieder eine Mail des Chefredakteurs. (Was um mal kurz zum Punkt zu kommen der Grund fuer meinen Post ist). Der Artikel wuerde ihm immer noch ganz gut gefallen, jedoch sei er zu objektiv, Fakten wolle keiner haben, das Ende sei zu unspannend, ich solle doch subjektiver schreiben, nur so wuerden sich die Leute heutzutage noch fuer etwas interessieren.
Ich habe mein Ende dann noch ein weiteres Mal abgeandert und versucht, dass sich wenigstens ein paar Leute angegriffen fuehlen und postwendend irgendwelche Kommentare schreiben koennen. Jedoch frage ich mich, was ist das denn noch? Wenn man den Rotz, den irgendeine 20-jaehrige daherschreibt gegenueber dem Versuch einigermassen objektiv zu schreiben bevorzugt?

Jasmin treffendes Kommentar: ‚Bildzeitung fuer Hipster’
Ich hatte und habe immer noch grossen Respekt gegenueber den Leuten, die so ein riesen Ding wie Amy&Pink aufziehen, gegenueber allen Autoren, Beteiligten und natuerlich auch den Chefredakteur Marcel. Aber um welchen Preis bleibt man denn brisant, provokativ oder was auch immer? Um selbst den geringstens Anteil an Information den ein Artikel moeglicherweise noch enthaelt zu eliminieren?! Muss man um jeden Preis ‚polarisieren’ beziehungsweise mit Absicht irgendwelchen Leuten auf die Fuesse treten, damit auch ja genug Kommentare und Reaktionen veroeffentlicht werden?
Ich weiss nicht, was ich dadrueber denken soll, ob ich vielleicht uebertreibe oder mich ein klitzekleines bisschen angegriffen fuehle. Jedoch irgendwie musst ichs mal loswerden und sollte letztendlich mein bloeder Kinder-kriegen-Artikel noch veroeffentlicht werden, moechte ich, dass hier aufm Blog wenigstens noch das Originalende vorzufinden ist.
Vielen Dank fuer die Aufmerksamkeit – oder so aehnlic.
P.S.: Nach dem zweiten durchlesen faellt mir auf: Meine alte Deutschlehrerin, die liebe Frau Biesterfeldt wuerde die Haende ueber den Kopf zusammenschlagen, wenn sie sehen wuerde wie ich hier zwischen verschiedenen Zeiten hin und herspringe – tut mir leid!



Punktlandung

‚Es ist soweit, die Fruchtblase ist geplatzt, sind jetzt auf dem Weg zum Krankenhaus.’ – Sonntag Morgen um 4.30h bekomm ich diese SMS und keine 24 Stunden spaeter ist die Mitarbeiterin meiner Eltern zum zweiten Mal Mutter. Aber nicht nur sie, von allen Seiten hoere ich es, Schwangere und Verheiratete. Ich bin zwanzig und fuehle mich immer noch wie 14. Familienplanung? Immer noch in weiter Ferne. Doch von jetzt auf gleich ist das Thema gezwungenermassen auch in meinem Alltag angekommen. Man beginnt sich zu fragen – was ist mit mir? Will ich heiraten? Moechte ich Kinder? Und wenn ja bleibt immer noch die grosse Frage: Wann?
Man macht mit 19 oder 20 sein Abitur, erklaert sich zu einem FSJ bereit oder schaut sich die Welt an. Beginnt mit 21 sein Studium, hat mit 24 seinen Bachelor, will noch den Master machen und schon ist man 26.
Irgendwie muss man einen Einstieg ins ‚richtige’ Berufsleben schaffen. Man absolviert Praktika, bekommt vielleicht irgendwann einen befristeten Vertrag und beginnt auf einen unbefristeten zu hoffen. Aber wie alt ist man dann? Vielleicht 28, vielleicht aber auch aelter.
Auch wenn man eine Ausbildung macht sieht es nicht viel besser aus. Schulabschluss mit 15 oder 16, anschliessend ein wenig die Welt erkunden oder sich anderweitig die Zeit vertreiben und spaeter eine Ausbildung beginnen. Mit 21 fertig sein, man hofft darauf von seiner Firma uebernommen zu werden oder sucht eine neue Stelle. Man hofft auf einen festen Arbeitsvertrag und vielleicht bekommt man auch einen, vielleicht aber auch nicht.
Wo passt hier ein Kind rein?
Es gibt so viele Dinge zu bedenken: Ist man selbst reif genug um einen Menschen in die Welt zu setzten? Will man ueberhaupt den Rest seines Lebens mit diesem Partner verbringen? Wie organisiert man den Alltag mit einem Kind? Und wie finanziert man das alles?
Diese und viele andere Fragen stellt man sich und eine eindeutige Antwort wird man wohl nicht erhalten.
Gibt es also den richtigen Zeitpunkt fuer ein Kind?
Gedanklich bin ich das alles wieder und wieder durchgegangen. Rein vom Gefuehl her wuerde ich sagen eine junge Mutter sein, waere das bessere Modell fuer mich, vor allen auch, da ich nun im eigenen Bekanntenkreis feststelle, dass es scheinbar moeglich ist. Wenn ich aber drueber nachdenke, wie es waere JETZT tatsaechlich zu erfahren, dass ich neun Monaten Mama waere, wuerde das ganze wohl mehr einer Katastrope als dem Wunder des Lebens gleichen.
Wie schafft man es zur Universitaet zu gehen und gleichzeitig ein Kind gross zu ziehen – wie finanziert man es? Mit BAföG? Haut man Mama und Papa zu Hause an?
Denke ich darueber nach was meine Eltern so unbedacht daher gesagt haben, bin ich nicht sicher wie sich die Situation bei mir gestalten wuerde. Mit dem ‚Wenn’s passiert, dann waers halt so’ meiner Mutter kann ich meinen Frieden schliessen, aber das ‚Wenn du mir mit ’nem Balg nach Hause kommen wuerdest… Dadrueber brauchen wir jetzt ja wohl gar nicht nachdenken?!’ meines Vaters zeigt wohl eindeutig, dass auch er solche Gedankengaenge, mit Anfang zwanzig, fuer mehr als absurd haelt.
Wenn aber nicht waehrend der Studienzeit, dann danach? Kann man es sich leisten, seinen gerade erst muehevoll errungenen Job wieder an den Nagel zu haengen um fuer ein Neugeborenes da zu sein? Was ist mit einem Wiedereinstieg in den Beruf und wann? Ist es dann ueberhaupt noch moeglich?
Wenn man selbststaendig ist,  wie eine der Mamis in meinem Freundeskreis, gestaltet sich die Problematik ein wenig anders.
Natuerlich herrscht auch dort immer die Gefahr, dass sich die Kunden jemand anderes fuer die gleichen Dienste suchen. Gleichzeitig stelle ich es mir aber auch leichter vor sich als Selbststaendige fuer ein Kind zu entscheiden, da einem nicht staendig die Angst im Nacken sitzt, dass es bald keinen Job mehr gibt zu dem man zurueck  kehren kann.
Zudem hab ich es mittlerweile nicht nur gelesen, sondern ebenfalls im Freundeskreis mitbekommen, wie langwierig und nervenaufreibend es sein kann, einen festen Arbeitsvertrag ergattern zu wollen. In monatlichen oder auch jaehrlichen Etappen wird man hingehalten, stets in der Hoffnung, dass man nach Auslaufen des aktuellen Vertrages nicht auf der Strasse sitzt, sondern mit einem festen Vertrag in der Tasche am Schreibtisch.

Natuerlich kann man auch warten, bis die berufliche Situation gefestigt ist, man ein sicheres Einkommen hat und es auch moeglich ist zu einem spaeteren Zeitpunkt zurueck in den Job zu kehren. Aber, wie lange dauert das?
Was ist also wenn man wirklich solange wartet mit dem eigenen Nachwuchs?
Geht man dann mit 35 oder aelter gemeinsam mit seinem Mann oder Freund in den Geburtsvorbereitungskurs? Wie alt sind dann dort die anderen werdenden Eltern? Steht man dann vielleicht auf verlorenem Posten, als Mensch der sich zuerst fuer die Karriere und dann fuer das Kind entschieden hat? Um einen herum nur junge Paare, deren aktuelles Problem ist, dass der WG-Mitbewohner sich zu sehr in die Planung des Kinderzimmers einmischt.
Mir kommt auch immer wieder die Frage in den Kopf was sich aendert mit dem wachsenden Altersunterschied zwischen Eltern und Kind. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Konflikt zwischen Erziehungsberechtigtem und Kind beispielsweise in der Pubertaet weiter verschaerft wird, weil der Lebensstil des eigenen Sprosses noch schlechter als fuer juengeren Eltern nachvollziehbar ist. Gleichzeitig scheint mir die Idee, das aeltere Eltern gelassener mit vielen Dingen umgehen, da sie ueber entsprechende Lebenserfahrung verfuegen, ebenfalls realistisch.
Immerhin kann das Staat handfeste Zahlen praesentieren, wann wir, zumindest statistisch gesehen, Eltern und Ehepartner werden. Im Schnitt traten Maenner im Jahr 2010 mit 33,2 Jahren vor den Traualtar, waehrend Frauen, dem gaengigen Klischee entsprechend ein paar Jahre juenger als ihr Partner mit 30,3 Jahren heirateten. Laut Statistik brachten verheiratete Frauen im selbigen Alter auch ihr erster Kind zur Welt, unverheiratete Frauen waren mit im Schnitt 28,6 Jahren ein wenig juenger.
Aber was hilft einem im solchen Fall die Statistik? Interessant zu wissen, aber einen Nutzen kann ich zumindest daraus auch nicht ziehen. Schliesslich orientiere ich mich nicht mit meiner Lebensplanung was das statistische Bundesamt zu Tage foerdert.
Ihr seht jedoch, es gibt mehr Fragen als Antworten zu diesem Thema und genau das ist das knifflige wenn man anfaengt ueber die Kinderthematik nachzudenken. Mit etwas Glueck findet man fuer sich selbst einigermassen zufrieden stellende Antworten, jedoch gibt es leider (oder vielleicht auch Gott sei Dank) keine universellen Antworten auf all diese Fragen, sodass es auch kein richtig oder falsch gibt und jedem die Freiheit bleibt, selbst zu entscheiden oder das Schicksal entscheiden zu lassen, wann der richtige Zeitpunkt fuer ein Kind ist.
Quellen: 
Originaltext vom 7.Juni 2012

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alles hat angefangen mit einem Reisebericht ueber meine Radtour von Seattle nach San Diego. Zu finden auf: lutoshpacific.blogsport.de
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